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15/04/2025
PROMOS News

Reasoning – Wenn KI plötzlich „nachdenkt“

Stellen Sie sich vor, eine KI könnte komplexe Zusammenhänge nicht nur erkennen, sondern logisch nachvollziehen – fast wie menschliches Denken. Statt einer blitzschnellen Antwort kommt eine, die wirkt, als hätte jemand wirklich nachgedacht. Das ist das Versprechen des Reasonings. Wir werfen einen Blick auf diese neue KI-Methode und welche technologischen Meilensteine diesen Ansatz geprägt haben. Darüber hinaus bieten wir eine Einordnung zu Chancen und Risiken ganz allgemein sowie im immobilienwirtschaftlichen Kontext.

Was macht Reasoning so besonders?

Statt einfach nur das wahrscheinlich nächste Wort vorherzusagen – wie herkömmliche Sprachmodelle es tun – geht Reasoning einen Schritt weiter: Es zwingt die KI, einen inneren Denkprozess zu durchlaufen. Man kann sich das vorstellen wie bei einem Menschen, der laut denkt, bevor er antwortet. Die Maschine legt sich einen inneren Rechenweg zurecht, eine logische Argumentationskette, bevor sie zu einer Schlussfolgerung kommt.

Tobias Koops, Senior Software Developer und KI-Expert, erläutert die Vorteile der neuen Evolutionsstufe von KI: „Diese Gedankenkette führt nicht nur zu besseren Antworten, sondern ist für uns Menschen sogar nachvollziehbar. Das Modell erklärt sozusagen, wie es zur Antwort kommt. Das bedeutet mehr Transparenz und führt auch zu besseren Ergebnissen. Denn die KI muss sich sozusagen anstrengen, die richtige Lösung zu finden, statt sich wie bisher auf reine Wahrscheinlichkeit zu verlassen.“

Technologische Meilensteine im Reasoning

Den ersten großen Impuls setzte Google im Jahr 2022 mit dem Konzept des „Chain of Thought Prompting“. Dabei wurde gezeigt, dass KI-Modelle deutlich bessere Antworten liefern, wenn man sie dazu bringt, ihre Denkweise Schritt für Schritt zu dokumentieren – etwa so, wie Kinder in Mathe ihre Rechenwege aufschreiben.

2023 setzte DeepSeek-V2 neue Maßstäbe, indem es logisches Schlussfolgern effizient in Modelle integrierte. Neuere Entwicklungen wie GPT-4, Gemini 1.5 und Claude 3 bauen auf diesen Konzepten auf, um die Leistungsfähigkeit und Nachvollziehbarkeit weiter zu steigern. Koops ordnet ein: „Auch unsere Lösung setzt auf ein KI-Modell auf, das Reasoning zukünftig nutzen wird. Dadurch werden wieder neue Einsatzmöglichkeiten für uns realisierbar.“

Warum viele lieber länger warten – Oder mehr bezahlen

Diese neue Qualität hat einen Effekt, der sich bereits beobachten lässt: Menschen sind bereit, länger zu warten oder mehr zu investieren, wenn sie dafür bessere, nachvollziehbare Ergebnisse erhalten. In Geschäftsbereichen, in denen es auf Genauigkeit, Verlässlichkeit und Transparenz ankommt, wird Reasoning zur neuen Währung. Gerade da, wo KI nicht nur nette Spielerei ist, sondern echte Entscheidungen vorbereitet – bei der Vertragsanalyse, der Risikoabwägung, der technischen Bewertung – zählt nicht, wie schnell eine Antwort kommt, sondern wie gut sie ist. „Auch in der Mieterkommunikation sehen wir in der Praxis, dass einige Anfragen größeren Nachbearbeitungsbedarf haben als andere. Über den Daumen gepeilt würde ich sagen, dass rund 75 Prozent der Mieteranfragen erfahrungsgemäß Standardanliegen sind – Namensänderungen, Haustierbewilligungen oder Mietschuldenfreiheitsbescheinigungen. Doch sobald es komplexer wird, steigt die Fehleranfälligkeit bei der Bearbeitung. Hier kann Reasoning zukünftig ein echter Hebel sein“, erläutert Koops die Einsatzmöglichkeiten der neuen Technologie.

Aber komplett ohne Risiken? Nicht ganz.

So vielversprechend Reasoning ist, es bringt auch neue Herausforderungen mit sich. Neben allgemeinen Gefahren – z. B. datenschutzrechtliche oder ethische Aspekte sowie die Gefahr von Falschinformationen – liegt die Gefahr von Reasoning in ihrem eigentlichen Vorteil. Koops erläutert: „Das Offenlegen der Gedankenkette soll uns eigentlich mehr Transparenz ermöglichen, vor allem auch, um Fehler der KI zu erkennen. Ein Test des KI-Unternehmen Anthropic zeigt jedoch, dass die offengelegten Gedankenketten der KI nicht immer vertrauenswürdig sind. Die Modelle erläuterten nicht wahrheitsgemäß, wie sie zu ihrer Entscheidung gekommen sind. Es bleibt also nach wie vor an uns, eine kritische Bewertung von Antworten vorzunehmen.“


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